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Selbsterkenntnis

DER TEUFELSKREIS DES PEOPLE-PLEASING: WIE DAS ENNEAGRAMM IHNEN HELFEN KANN, AUSZUBRECHEN

Person mit Spiegelbildern und wechselnden Emotionen – Symbol für innere Zerrissenheit durch People-Pleasing
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Wie oft haben Sie sich schon dabei ertappt, dass Sie nur deshalb über einen Witz lachen, weil Sie glauben, dass das von Ihnen erwartet wird? Oder, dass Sie eine Einladung zu einer Veranstaltung annehmen, obwohl Sie den Tag lieber im Bett verbringen würden? Wahrscheinlich häufiger, als Sie zählen können.

Wir alle tun so etwas. Jeden Tag treffen wir dutzende sekundenschnelle Entscheidungen, bei denen wir unsere eigenen Wünsche gegen die Zufriedenheit anderer abwägen. Schließlich ist ein friedliches Miteinander der Schmierstoff der Gesellschaft. Wenn wir nebeneinander leben wollen, müssen wir auch miteinander auskommen. Aber an welchem Punkt wird dieses soziale Harmoniebedürfnis zu ausgewachsenem People-Pleasing? Und was bedeutet es eigentlich, ein People-Pleaser zu sein? Was haben Sie zu verlieren, wenn Sie die Bedürfnisse andere immer über Ihre eigenen stellen?

Metapher für den Konflikt zwischen äußerer Anerkennung und echtem Auftreten – das Dilemma des People-Pleasers
People-Pleaser balancieren zwischen dem Wunsch nach Anerkennung und echtem Selbstsein. Emotionale Intelligenz beginnt mit dieser Entscheidung.

Tatsächlich äußert sich People-Pleasing je nach Persönlichkeitstyp auf unterschiedliche Weise. Eine Möglichkeit, diese Verhaltensweisen besser zu verstehen, besteht darin, sie durch die Linse des Enneagramms zu betrachten. Wenn Sie das Gefühl beschleicht, ein People-Pleaser zu sein, kann Ihnen das Enneagramm dabei helfen, Ihre Verhaltensmuster zu erkennen und Wege zu finden, aus dem Teufelskreis auszubrechen.

Was ist People-Pleasing?

Im Grunde genommen äußert sich People-Pleasing darin, dass man das Wohlwollen, die Zufriedenheit und die Wünsche anderer konsequent über die eigenen stellt. People-Pleasing kann viele Facetten haben. Meistens macht sich People-Pleasing dadurch bemerkbar, dass Sie es allen rechtmachen wollen, auch wenn es sich für Sie nicht richtig anfühlt oder sogar Ihren eigenen Wünschen komplett widerspricht.

Das muss nicht immer dramatische Ausmaße annehmen, wie zum Beispiel, dass Sie Doppelschichten arbeiten, nur um einen Kollegen nicht zu verärgern. People-Pleasing kann in ganz alltäglichen, unbedeutenden Momenten zutage treten und Stück für Stück Ihre Selbstständigkeit abnagen. Möchten Sie Milch in Ihren Kaffee? Sie sagen Ja, obwohl Sie ihn eigentlich schwarz trinken. Wenn Sie einmal darauf achten, werden Ihnen Beispiele für People-Pleasing überall im Alltag begegnen.

Dabei sollte man People-Pleasing auf keinen Fall mit echtem Altruismus oder wahrer Freundlichkeit verwechseln. Freundlichkeit basiert auf Freiwilligkeit, Empathie und echter Fürsorge, ohne dass man sich dabei selbst aufgeben muss. Beim People-Pleasing werden Ihre eigenen Bedürfnisse zur Seite geschoben, damit andere zufrieden sind und Sie mit Wohlwollen betrachten. Die Ursachen von People-Pleasing sind in der Regel komplexer und führen nicht selten zu Missgunst und Verdrängung.

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Bin ich ein People-Pleaser?

Wir alle sind einzigartig, und abhängig von unserer Persönlichkeit kann sich People-Pleasing auf verschiedene Weisen ausdrücken. Wenn Sie sich in bestimmten Bereichen Ihres Lebens verwirrt oder gehemmt fühlen, kann es hilfreich sein, innezuhalten und nach den Gründen dafür zu suchen. Ihr Enneagrammtyp bietet Ihnen eine besonders einsichtsvolle Methode, Ihre Verhaltensmuster zu verstehen, denn jeder Typ hat seine eigenen Beweggründe, Ängste und Umgangsformen.

Noch deutlicher wird das Ganze, wenn man People-Pleasing in vier Verhaltensprofile aufteilt. Jedes dieser Profile spiegelt unterschiedliche Persönlichkeitsmuster und Zielsetzungen wider und zeigt auf, wie dieses Verhalten im Alltag Gestalt annimmt.

Indem Sie Ihr eigenes Verhaltensprofil anhand Ihres Enneagrammtyps bestimmen, können Sie erkennen, wie Ihr natürliches Auftreten die Art und Weise beeinflusst, in der Sie den Erwartungen anderer nachgeben. Diese Erkenntnis kann Ihnen dabei helfen, den Teufelskreis des People-Pleasing zu durchbrechen.Sie macht es Ihnen auch leichter, ähnliche Verhaltensweisen bei anderen zu entdecken und Ihnen mit mehr Empathie und Verständnis zu begegnen.

Das Enneagramm als ein Spiegel der Selbstfindung
Das Enneagramm steckt Sie nicht in eine Schublade – es reicht Ihnen den Spiegel.

Der Jasager

Wie der Name verrät, sagt der Jasager zu allem Ja – zu Bitten, Plänen, sogar Meinungen. Er setzt alles daran, Konflikte zu vermeiden und niemanden zu enttäuschen. Seine eigenen Bedürfnisse bleiben dabei auf der Strecke. Für ihn kommen andere immer zuerst – Hauptsache, der Frieden bleibt bewahrt. Langfristig führt dieses Verhalten dazu, dass der Jasager seine eigenen Wünsche aus den Augen verliert, wodurch er sich frustriert, unbeachtet oder sogar unsichtbar fühlt. Selbst wenn andere seine Bemühungen zu schätzen wissen, zahlt der Jasager einen hohen emotionalen Preis dafür, sich selbst immer an letzte Stelle zu setzen.

Passende Enneagrammtypen: Typ 2 (Der Helfer), Typ 9 (Der Friedensstifter)

  • Typ 2: Helfer sagen oft Ja, weil sie andere wirklich unterstützen wollen. Da Helfer ihr Selbstwertgefühl aus Ihrem Nutzen für andere beziehen, kann ihr fürsorgliches Wesen jedoch dazu führen, dass sie sich zu viel aufladen.

  • Typ 9: Friedensstifter neigen zum Jasagen, um Konflikten aus dem Weg zu gehen. Ihr Bemühen um das Wohl anderer führt oft dazu, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse vernachlässigen, wobei sie ihre eigene Meinung und ihre Ziele aus den Augen verlieren können. Dadurch fühlen sie sich unausgefüllt und ungesehen.

Gegenmaßnahmen: Üben Sie, Nein zu sagen, wenn die Situation es erlaubt und die Folgen gering sind. Lehnen Sie zum Beispiel eine Kinoeinladung ab, wenn Sie lieber einen ruhigen Abend daheim verbringen möchten, oder sprechen Sie es aus, wenn Sie mit einem belanglosen Kommentar eines Freundes nicht einverstanden sind. Nein zu sagen schützt Ihre Kraftreserven, damit Sie voller Energie bei den Dingen dabei sein können, zu denen Sie wirklich Ja sagen möchten. Denken Sie immer daran: echte Freunde stehen Ihnen auch dann zur Seite, wenn Sie nicht immer einer Meinung sind.

Der Eifrige

Der Eifrige glaubt, dass seine Leistungen den eigenen Wert widerspiegeln und er dadurch Liebe erkaufen kann. Er übernimmt jede Aufgabe, jedes Projekt, und ergreift jede Chance. Oft verausgabt er sich bis an die Grenzen der Belastbarkeit, um Bewunderung zu erhalten oder seinen Wert unter Beweis zu stellen. Was nach außen wie eine beeindruckende Leistungsfähigkeit erscheint, ist in Wirklichkeit eine ständige Überlastung, nur um es anderen recht zu machen und Lob einzustreichen. Der Eifrige befürchtet, andere zu enttäuschen und ausgegrenzt zu werden, wenn er sein Tempo drosselt, klare Grenzen setzt oder einfach nur Nein sagt.

Passende Enneagrammtypen: Typ 7 (Der Enthusiast), Typ 8 (Der Herausforderer), Typ 5 (Der Forscher)

  • Typ 7: Der Enthusiast jagt aufregenden Gelegenheiten hinterher und sagt oft deshalb zu allem Ja, weil er Angst hat, etwas zu verpassen oder andere zu enttäuschen. Seine Begeisterung ist ansteckend – doch oft führt sie zu Erschöpfung und innerer Leere.

  • Typ 8: Der Herausforderer hat in der Regel feste Überzeugungen und setzt klare Grenzen, weshalb er eher selten zu People-Pleasing neigt. Dennoch kann er sich verausgaben, um die Kontrolle zu behalten und seine Verlässlichkeit unter Beweis zu stellen. Oft lädt er sich als Loyalitätsbeweis große Verantwortung auf, doch dies kann zu Isolation und Bitterkeit führen.

  • Typ 5: Der Forscher lässt sich oft zusätzliche Aufgaben aufhalsen, um als verlässlicher Experte zu gelten. Sein Selbstwertgefühl hängt stark von seinen Kompetenzen ab. Er gibt sein Bestes, um sein Fachwissen unter Beweis zu stellen und will niemanden dadurch enttäuschen, dass er im entscheidenden Moment versagt.

Gegenmaßnahmen: Seien Sie tapfer und bauen Sie in Ihren Tagesablauf Ruhephasen oder aufgabenfreie Zeiten ein, die Sie unter keinen Umständen mit Pflichten füllen dürfen. Dadurch rufen Sie sich ins Gedächtnis, dass Sie mehr sind als die Summe Ihrer Errungenschaften. Vielleicht entdecken Sie dabei, dass andere Ihre Grenzen ebenso respektieren wie Ihre Leistungen.

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Der Pflichtbewusste

Der Pflichtbewusste übernimmt aus Pflichtgefühl und dem Wunsch, andere zu beschützen, Verantwortung. Dabei bürdet er sich oft mehr auf, als nötig wäre. Seine Mitmenschen können sich zwar immer auf ihn verlassen, doch seine ständige Hilfsbereitschaft zehrt auch an seinen Kräften und kann langfristig dazu führen, dass er wegen der unausgeglichenen Arbeitsverteilung verbittert wird. Häufig ist sein Pflichtbewusstsein eng mit dem Bedürfnis verknüpft, als zuverlässig zu gelten.

Passende Enneagrammtypen: Typ 1 (Der Reformer), Typ 6 (Der Loyale)

  • Typ 1: Der Reformer ist zielstrebig, will immer besser werden und immer mehr leisten. Er überarbeitet sich oft, weil es sich wie „das Richtige“ anfühlt – sei es als Stütze seiner Familie oder als ständiger Ansprechpartner seiner Kollegen. Obwohl er dadurch als höchst verlässlich gilt, unterdrückt er aus Pflichtgefühl und Prinzipientreue oft seine eigenen Bedürfnisse.

  • Typ 6: Der Loyale wird von dem Bedürfnis angetrieben, dazuzugehören. Sein People-Pleasing entspringt oft einem Loyalitätsgefühl oder der Angst davor, andere zu enttäuschen. Er möchte, dass man ihm vertraut und auf ihn zählt. Seine eigenen Bedürfnisse treten dadurch an zweite Stelle. Für andere da zu sein ist ihm wichtiger, als Grenzen zu setzen, durch die sich andere hängengelassen fühlen könnten.

Gegenmaßnahmen: Fangen Sie damit an, dass Sie eine klare Sprache sprechen und kleinere Aufgaben an andere abgeben. Sagen Sie zum Beispiel Dinge wie: „Ich weiß, dass du das schaffst. Wenn du Unterstützung brauchst, kannst du immer zu mir kommen.“ Langfristig wird dadurch Vertrauen aufgebaut, Ihr geistiges und emotionales Päckchen wird leichter, und Sie können anderen helfen, ohne Ihre eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen.

Das Chamäleon

Das Chamäleon passt seine Vorlieben, Abneigungen und sein Verhalten an sein Umfeld an, um dazuzugehören und Harmonie zu bewahren. Dadurch fügt es sich nahtlos in die meisten Umstände ein und gilt als umgänglicher Zeitgenosse. Doch diese Wandelbarkeit hat ihren Preis. Das Chamäleon kann den Bezug zu seinem wahren Selbst verlieren. Auf längere Sicht kann das ständige Anpassen zu inneren Spannungen und mangelndem Vertrauen in die eigenen Wünsche und Überzeugungen führen.

Passende Enneagrammtypen: Typ 4 (Der Individualist), Typ 3 (Der Überflieger)

  • Typ 4: Der Individualist ist von Natur aus kein People-Pleaser, doch wenn er unter Stress steht, kann er sein Verhalten oder sein Auftreten anpassen, um von seinem Mitmenschen nicht als „zu viel“ oder „zu wenig“ wahrgenommen zu werden. Indem er auf diese Weise Anerkennung sucht, läuft er Gefahr, sich missverstanden zu fühlen, da er seine echten Emotionen stets verbirgt.

  • Typ 3: Der Überflieger lebt von Bewunderung und will immer gewinnen. Das macht ihn anfällig dafür, seine Persönlichkeit an sein Publikum anzupassen. Er will um jeden Preis anerkannt und bewundert werden – selbst, wenn er dafür seine echten Gefühle und Überzeugungen unterdrücken muss.

Gegenmaßnahmen: Beginnen Sie damit, kleine, risikoarme Präferenzen zu äußern, wie „Ich möchte lieber hier essen“ oder „Diese Sache wäre mir lieber“. Üben Sie nach und nach, sich als Sie selbst zu zeigen und nicht einem Bild zu entsprechen, von dem Sie glauben, dass andere es von Ihnen erwarten. Langfristig baut dies Vertrauen in Ihr wahres Selbst auf, ohne dass Sie Ihre Anpassungsfähigkeit dafür opfern müssen.

Ausgeglichenheit ohne People-Pleasing

People-Pleasing hüllt sich oft in ein Gewand von Freundlichkeit, guten Manieren und Zugehörigkeit. Doch wenn Ihre eigenen Bedürfnisse dabei ständig in den Hintergrund treten, löschen Sie Ihre wahre Persönlichkeit aus, anstatt sie aufzubauen.

Eine Person, die selbstbewusst Nein sagt
Nein sagen ist nicht egoistisch, sondern selbstbewusst.

Ihr eigenes Verhaltensprofil zu erkennen ist ein erster, großer Schritt, um sich von diesen Mustern zu befreien und die Gründe für ihr Auftreten zu verstehen. Es geht nicht darum, sich nicht mehr um andere zu kümmern, sondern darum, dass auch Sie selbst an Ihrer Fürsorge teilhaben und ein Gleichgewicht zwischen Ihren Bedürfnissen und denen Ihrer Mitmenschen herstellen.

Verschaffen Sie sich mit unserem Enneagrammtest einen klaren Überblick darüber, wie Sie gesunde Grenzen setzen und den Übergang vom People-Pleasing zu echter Gegenseitigkeit schaffen können.

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